Die Deutschen schossen alle zwei oder drei „Fahrkarten“ – zu viele für eine Top-Platzierung im Sprint, auch wenn Svendsen dank der besten Laufzeit trotz zweier Schießfehler Silber holte und Fourcade, Zweitschnellster in der Loipe, das Rennen sogar gewann. Alle fünf DSV-Aktiven sind für das Verfolgungsrennen am Sonntag (4.3., 13:15 Uhr) qualifiziert, ihr Rückstand beträgt aber in allen Fällen mehr als eine Minute auf Fourcade. Beim Sprint hatten die deutschen Starter zwischen rund 60 und 95 Sekunden Rückstand auf Svendsens schnellste Laufzeit - bester DSV-Mann in der Loipe war Michael Greis!
Mit 138 Athleten hatte der Herren-Sprint bei den IBU-Weltmeisterschaften Biathlon 2012 in Ruhpolding ein beachtlich großes Starterfeld zu bieten. Am Ende stand auf den Ergebnislisten auch eine beachtliche Anzahl von Schießfehlern. Trotz relativ guter und konstanter Bedingungen am Schießstand kamen nur 15 Athleten und kaum einer der früh gestarteten Medaillenfavoriten fehlerfrei ins Ziel.

Die DSV-Resultate
Simon Schempp (SZ Uhingen, 25:32,1 Minuten, 0/2) wurde 19., Michael Greis (SK Nesselwang, 25:47,4 Minuten, 2/1) 26., Florian Graf (WSV Eppenschlag, 26:02,2 Minuten, 1/1) 34. und Arnd Peiffer (WSV Clausthal-Zellerfeld, 26:03,6 Minuten, 1/2) 37.

Erste WM-Einzelmedaille für Bergman
Für den erfahrenen Schweden Bergmann ist es die erste WM-Einzelmedaille, nach jeweils einmal Silber und Bronze mit der Mixed-Staffel bei zurückliegenden Weltmeisterschaften: "Ich habe heute eine sehr gute Leistung gebracht, und das, obwohl ich nach dem Weltcup in Oslo zehn Tage krank war. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich hier in Ruhpolding schon wieder so stark auftreten kann. Die Unterstützung durch die Fans an der Strecke und im Stadion ist fantastisch - Ruhpolding ist eine 'Perle'."
Der Norweger Emil Hegle Svendsen hat mit der aktuellen Silbermedaille elfmal Edelmetall bei Weltmeisterschaften gewonnen: "Mit dem zweiten Platz bin ich zufrieden - aber es ist nicht normal, dass man im Sprint mit zwei Schießfehlern Rang zwei belegt. Egal, ich bin sehr froh über die Medaille." Für Svendsen ist es nach Mixed-Staffel-Gold zum Auftakt die zweite Medaille im zweiten WM-Rennen.
Uneingeschränkte Freude herrschte beim Tagessieger Martin Fourcade: "Das ist der beste Tag meines Lebens! Nach meiner Leistung in der Mixed-Staffel war ich sehr frustriert. Aber dieser erste Sieg in Deutschland für mich, und das gleich bei der Weltmeisterschaft - einfach wunderbar!"

Zum Rennverlauf
Emil Hegle Svendsen (NOR) eröffnete den Sprint der Herren, der auf der 3,33-Kilometer-Strecke in der Chiemgau-Arena ausgetragen wurde. Gestartet wurde im 30-Sekunden-Rhythmus, pro Rennrunde absolvierten die Athleten 122, insgesamt also 366 Höhenmeter.
Der Norweger musste auch gleich als erster Athlet des Rennens nach dem Liegendanschlag eine Strafrunde absolvieren – und obwohl eine weitere Strafrunde nach dem Stehendschießen hinzu kam, behauptete der Norweger im Ziel erst die Führung und bis zuletzt Platz zwei. Johan Bergman und der Österreicher Daniel Mesotitsch trafen zwar alle zehn Scheiben und waren auch läuferisch gut unterwegs! Doch Svendsen und ebenso den Franzosen Martin Fourcade konnten sie nicht von den Plätzen eins und zwei verdrängen – Bergmann verdrängte im Ziel schließlich noch Mesotitsch vom Bronzerang, dem nur der undankbare Rang vier blieb.
Erster DSV-Starter war Andreas Birnbacher (SC Schleching) mit Startnummer elf, dicht gefolgt von Titelverteidiger Arnd Peiffer (WSV Clausthal-Zellerfeld, Startnummer 13). Beide gingen ihr Rennen wohldosiert an. Und Birnbacher knüpfte auch dort an, wo er in der Mixed-Staffel aufgehört hatte: Er schoss schnell und sicher, blieb liegend, ebenso wie Simon Schempp (SZ Uhingen, Startnummer 20), fehlerfrei und sicherte sich eine der vorläufigen Top-Platzierungen. Peiffer hingegen musste nach dem Liegendschießen einmal in die Strafrunde, Michael Greis (SK Nesselwang) zweimal - schon nach einer halben Rennstunde hatten sich die DSV-Starter aufgrund ihrer Fehler am Schießstand aus den Medaillenrängen geschossen. Arnd Peiffer: „Heute hat nicht sehr viel zusammen gepasst, ich habe sowohl im Schießen als auch im Laufen eine ordentliche Packung bekommen. Der WM-Auftakt ist anders gelaufen, als ich mir das vorgestellt hatte. Es hatte zwar Wind beim Schießen, aber der war von der Stärke her eigentlich kontrollierbar und auch für alle gleich. Keine Ahnung, warum heute insgesamt recht viele Fehler geschossen wurden – die Ursache meiner beiden Fehler im Stehendanschlag ist jedenfalls Unkonzentriertheit gewesen; das ist sehr ärgerlich. Beim Verfolger morgen geht es für mich jetzt eigentlich nur noch darum, mit einer ordentlichen Leistung wieder Selbstvertrauen für die nächsten Rennen zu tanken." Auch Simon Schempp ärgerte sich nach dem Rennen: "Am Stehendanschlag habe ich mich sehr sicher gefühlt, dann aber doch gepatzt. Das ist sehr ärgerlich, weil heute aufgrund der vielen geschossenen Fehler auch sehr viel möglich gewesen wäre."
Mit einem weiteren Fehler beim Liegendanschlag verspielte Emil Hegle Svendsen dann seine Siegchancen, trotzdem erreichte er schließlich Silber und eine sehr gute Ausgangsposition für das Verfolgungsrennen am Sonntag.
Noch besser als Svendsen machte es bis zum Stehendanschlag sein Teamkollege Tarjei Boe – der bis dato eine durchwachsene Saison 2011/2012 absolvierte, aber rechtzeitig in WM-Form gekommen zu sein scheint und beim ersten Einzelstart in Ruhpolding lange überzeugte. Bis zum Stehendanschlag: Dort ließ Boe drei Scheiben stehen, die Reihen der Favoriten lichteten sich weiter. Auch Andreas Birnbacher, Arnd Peiffer und Simon Schempp schossen beim Stehendanschlag Fehler, jeweils zwei - damit waren ihre Chancen auf eine Top-Platzierung dahin.
Ole Einar Björndalen, der mit der norwegischen Mixed-Staffel am Donnerstag seine 37. WM-Medaille (erstes WM-Edelmatall 1997!) gewonnen hatte, musste nach zwei Fehlern im Stehendanschlag (drei insgesamt) ebenfalls die Segel streichen.