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Alpine Ski WM in Vail – Die WM-Schauplätze in Beaver Creek

04.02.15 07:46 Uhr
Ski Alpin
Bei der FIS-Ski-Weltmeisterschaft in Beaver Creek geht auf zwei Pisten um Medaillen: Die Herren werden auf verschiedenen Abschnitten der berühmt-berüchtigten „Birds of Prey“ (Raubvogelpiste) die Besten jeder Disziplin ausfahren – die Damen tun es ihnen auf der „Raptor“ (Greifvogelpiste) gleich.
WM Vail
Birds of Prey
Die Birds of Prey gehört neben der „Pista Stelvio“ in Bormio und der „Streif“ in Kitzbühel zu den schwierigsten Abfahrten im Weltcup. Der ehemalige Schweizer Alpinrennfahrer Bernhard Russi hat die Raubvogelpiste für die Weltmeisterschaften 1999 entworfen und dabei die Topografie des Hanges perfekt genutzt. Seit ihrer Einweihung 1997 hat sich die Birds of Prey als jährlicher Ausrichter von Weltcuprennen etabliert.

Die Abfahrer starten auf 3.483 Metern über dem Meer und legen während ihres Husarenritts ins Ziel gut 2,6 Kilometer und 750 Höhenmeter zurück – mit einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 130 Stundenkilometern.

Während die Athleten aus dem Starthaus heraus wenig aggressiv gleiten und Geschwindigkeit aufnehmen sollten, wird ihnen 30 Sekunden nach dem Start alles abverlangt: Vom „Flyway“ geht es in die Brink- und dann in die Talon-Passage, wo die Aktiven einige der steilsten Teilstücke des Weltcupzirkus erwarten.

Der „Talon“ ist der anspruchsvollste Abschnitt der Birds of Prey, hier muss der Rennfahrer Reaktionsschnelligkeit zeigen und die perfekte Linie treffen – nicht so einfach bei einem Gefälle von 47 bis 65 Prozent und Kurven, die mit einer Kompression aufwarten oder gar abfallend sind, so dass es einen beim Schwungansatz beinahe bis ins Fangnetz hinaustragen will. Konzentration und Testosteron sind in dieser Passage am Anschlag!

Wenn der Talon gemeistert ist, geht es über fünf Sprünge bis ins Ziel. Die ersten beiden Luftfahrten werden noch im steilen Gelände gemeistert, aber vor allem das Tripel vor der Zieleinfahrt hat es in sich: Wenn die Piste am Ende von „Russi’s Ride“ etwas flacher wird, ist das nur der Anlauf auf den Golden-Eagle-Sprung, von dem aus die Athleten 60 Meter in der Luft zurücklegen – nur um dem „Harrier-Jump“ entgegen zu fliegen! Der mag nicht der größte sein, nach ihm muss jedoch ein exakter Richtungswechsel gesetzt werden, um nicht von der Siegerspur abzukommen. Und dann heißt es noch einmal Luft anhalten: Über den „Red Tail“ geht es bis zu 70 Meter weit und geradewegs auf die Zuschauer im Zielbereich zu! Wer hier gewinnt, ist ein wahrer Weltmeister!


Birds-of-Prey-Legenden
Hermann Maier war der bisher erfolgreichste Skirennfahrer auf der Birds of Prey. Neben zweimal WM-Gold 1999 gewann er weitere fünf Weltcuprennen auf der namhaften Raubvogelpiste.
Carlo Janka gelang als bisher einzigem Athleten ein Tripel in Beaver Creek: 2009 triumphierte der Schweizer in der Abfahrt, im Riesenslalom und in der Kombination.
Am 7. Dezember 2011 fand erstmals ein Weltcuprennen der Damen auf der Birds of Prey statt. Die US-Amerikanerin Lindsey Vonn gewann den damaligen Super-G, der das einzige Damen-Speedrennen auf der Raubvogelpiste bleiben sollte – seit 2013 finden diese auf der Raptor statt.


Raptor
Die Damen fahren bei der WM die technischen Disziplinen, also den Slalom und Riesenslalom, auf dem unteren Teil der Birds of Prey aus. Gestartet wird dabei nach dem Talon im Abschnitt Russi’s Ride. Für die Abfahrt und den Super-G wurde die Raptor-Piste 2012 parallel zur Birds of Prey angelegt, dabei wurden bereits vorhandene Pistenabschnitte miteinander verbunden.

Die Greifvogelpiste steht der Birds of Prey in nichts nach, die schnellsten Alpin-Damen des Weltcups rasen mit bis zu 120 Stundenkilometern über den technisch anspruchsvollen Kurs, der in Teilen ein Gefälle von über 50 Prozent aufweist.

Maria Höfl-Riesch sagte nach der Weltcup-Premiere 2014, dass die Raptor äußerst steil sei und die Richtungswechsel einem technisch alles abverlangen – sie gehöre zu den schwersten Damen-Abfahrten der Welt. Und Julia Mancuso (USA) bestätigte, dass es Mut brauche, sich dort hinunter zu stürzen und dass man immer hellwach sein müsse, da es keine Teilstrecke gäbe, auf der man sich ausruhen könne.

Der Start über den „Runway“ ist ähnlich wie bei den Herren ein nicht zu steiles Gleitstück. Dann geht es in den „Apex“ und ab da heißt es volle Konzentration: Sowohl The Apex als auch die folgenden vier Streckenabschnitte „Lech-Zürs-Schuss“, „The Gaunlet“, „Kestrel“ und „Banshee Bank“ warten mit über 50 Prozent Gefälle auf! Im Kestrel werden es kurzzeitig 57 Prozent, bevor es auf den „Todesfee-Wall“ (Banshee Bank) geht, auf dem drei Sprünge auf die Damen warten.
Beim Red-Tail-Sprung vereinen sich Raptor und Birds of Prey zum Zieleinlauf – dann ist es geschafft!
2015-02-04