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Vierschanzentournee 2015: Teil I – Historie

29.12.14 11:52 Uhr
Skisprung
Am 28. Dezember 2014 und 1. Januar 2015 ist die Vierschanzentournee zu Gast in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen. In diesem Artikel finden Sie interessante Informatioenen zur Historie der Springertournee. Teil II wird am 29. Dezember die deutschen Austragungsorte näher beleuchten.
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Vierschanzentournee – Historie
Es waren Skisprungbegeisterte aus Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck, die sich 1949 eine länderübergreifende Skisprungtournee ausmalten und damit den Grundstein für die Vierschanzentournee legten, die heuer ihren 63. Geburtstag feiert.

Dabei war aller Anfang schwer, denn mit Ende des zweiten Weltkrieges wurden die deutschen Sportvereine und -verbände komplett aufgelöst. Grund dafür war, dass die Alliierten alle „Nazistrukturen“ unwirksam machen wollten. In den ersten Nachkriegsjahren durften daher in Deutschland keine internationalen Skisprungwettbewerbe ausgetragen werden und deutschen Springern war es verboten, bei offiziellen Wettkämpfen im Ausland zu starten. Trotzdem lud der Skiclub Innsbruck seine Freunde vom Skiclub Partenkirchen zum Springen auf die Seegrube ein – die Bergiselschanze lag noch in Trümmern.

Nachdem das Verbot 1948 aufgehoben und der neu gegründete Deutsche Skiverband wieder in die FIS aufgenommen wurde, führte der Skiclub Partenkirchen am 1. Januar 1949 sein seit 1921 stattfindendes Neujahrsskispringen wieder mit internationaler Besetzung durch. Im Sommer darauf saßen die Springerfreunde aus Innsbruck und Partenkirchen in der Stube des Hauses "Maier" in Partenkirchen zusammen und sprachen zum ersten Mal über eine Springertournee an vier verschiedenen Orten in Deutschland und Österreich.

Drei Jahre später lag beim Nachtspringen auf der Seegrube nach langer und temperamentvoller Diskussion endlich der Organisationsplan für die deutsch-österreichische „Springertournee“ auf dem Tisch. Die offizielle Gründung der „Tournee“ erfolgte am 14. Dezember 1952 im Posthotel in Partenkirchen. Gründungsväter waren Toni Glos, Emmerich Pepeunig (Innsbruck), Beppi Hartl, Franz Rappenglück (Partenkirchen), Andi Mischitz, Fred Triebner (Bischofshofen) sowie Alfons Huber und Xaver Kaiser (Oberstdorf).

Am 1. Januar 1953 war es soweit: Beim traditionellen Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen gab die Springertournee ihr Debüt. Vor 20.000 begeisterten Zuschauern nahmen sechs Nationen am Auftaktspringen teil. Neben den besten deutschen und österreichischen Athleten gingen  vier Schweden, je drei Norweger und Schweizer und fünf Springer aus Slowenien an den Start. Am 4. Januar folgte mit Oberstdorf die zweite Station der Wettkampfreihe und am 6. Januar fand das Dreikönigsspringen in Innsbruck statt. Fünf Tage später wurde die Serie in Bischofshofen abgeschlossen und der Österreicher Josef "Buwi" Bradl verewigte sich als erster Gesamtsieger in der Tourneechronik.

Die zweite Vierschanzentournee wurde 1953 kurz nach Weihnachten in Oberstdorf gestartet – am 28. Dezember 2014 eröffnet die Skisprungweltelite die Tournee zum 62. Mal im Allgäu. Von dort aus geht es zum Jahreswechsel weiter nach Garmisch-Partenkirchen, amm Dreikönigstag nach Innsbruck und zum Finale nach Bischofshofen. Bisher hat die Veranstaltung seit ihrer Gründung in jedem Jahr stattgefunden. Ein Tourneegesamtsieg steht bei den Skispringern aller Nationen neben Olympiagold und Weltmeistertiteln ganz oben auf der Wunschliste!


Schnee – schon immer eine Herausforderung
Ein schwieriges Handicap bei der Durchführung der Vierschanzentournee war schon immer die Witterung! Schneeerzeuger gab es in den Anfangsjahren noch nicht und so gehörte das Suchen, Finden und Transportieren von Schnee von Beginn an zu den nervenaufreibenden Aufgaben der Organisatoren.

Eine akute Schneearmut kennzeichnete auch den Auftakt der Skisaison 1955/56. Während Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck die Kosten für eine Schneezufuhr aus Alpenhochtälern aufbringen konnten, war dies in Bischofshofen nicht möglich. Das finale Tourneespringen musste daher auf der Zinkenschanze in Hallein stattfinden.

Nur zwei Jahre später machte ein erneuter Schneemangel den Organisatoren der sechsten Tournee erhebliche Sorgen. In Bischofshofen versuchte man, Schnee vom Radstädter Tauernpass zu holen. Das Vorhaben scheiterte aber am Einspruch des dortigen Fremdenverkehrsverbandes. Die Schneemenge in Bischofshofen reichte gerade für die Präparierung der neugebauten Normalschanze aus, wo die Konkurrenz letzten Endes auch abgehalten wurde.

Zuletzt waren im Januar 2008 die Schneeerzeuger und Organisatoren in Innsbruck gegen den einbrechenden und gewaltigen Föhnsturm machtlos. Das Dreikönigsspringen musste abgesagt werden und wurde am 5. Januar in Bischofshofen nachgeholt.


Besondere Sieger
Passend zum 50. Tourneejubiläum gelang DSV-Springer Sven Hannawald etwas noch nie Dagewesenes: Zum ersten und bisher einzigen Mal in der Tourneegeschichte hat mit dem Sachsen im Jahr 2002 ein und derselbe Aktive alle vier Tourneespringen gewonnen.

Vier Jahre nach Hannawalds Erfolg gab es bei der Vierschanzentournee zum ersten Mal zwei Gesamtsieger: Janne Ahonnen (FIN) und Jakob Janda (CZE) erreichten 2006 nach vier Springen beide die Gesamtzahl von 1.081,5 Punkten!

Bei der 56. Tournee im Jahr 2008 gewann der Finne Janne Ahonen als erster und bisher einziger Skispringer zum fünften Mal die Vierschanzentournee.

Zwischen 1967 und 1969 entschied der Norweger Björn Wirkola die Tournee dreimal in Folge für sich.


Weitere Informationen zur Vierschanzentournee erhalten Sie hier.
2014-12-29