Rasende Rentner, Pensionisten auf der Piste - klischeehafte Alliterationen sind schnell zur Hand, wenn es um alpine Skirennläufer der Masters-Klassen geht. Wer die Aktiven bei einem Masters-Rennen vom Streckenrand im Kampf um Hundertstelsekunden beobachtet, gewinnt einen ganz anderen Eindruck: Seniorensport sieht anders aus!

Klar - ein Mittsiebziger kurvt nicht wie Linus Straßer durch den Stangenwald. Doch bei den jüngeren Altersklassen wird das ungeschulte Auge hinsichtlich Tempo, Technik und skifahrerischer Eleganz kaum einen Unterschied zu den Weltcup-Profis feststellen können. Kein Wunder: Viele Masters-Rennläufer sind bereits als Jugendliche Skirennen gefahren - einige als Mitglieder von Landes- und Nationalkadern - und betreiben ihren Sport auch im fortgeschrittenen Alter durchaus ambitioniert.

 

Obwohl allesamt Amateure, sind viele der Aktiven enorm ehrgeizig und bereiten sich akribisch auf die Saison vor. Im Sommer steht Ausdauertraining mit Rennrad und Mountainbike sowie Kraft- und Koordinationstraining auf dem Programm, ab Oktober geht es so oft wie möglich zum Schneetraining auf die Gletscher. Mit diesem Einsatz sind die Masters nicht nur Vorbilder für den Nachwuchs in den Vereinen, aufgrund ihrer Erfahrung werden sie von den oftmals jüngeren Trainingspartnern auch als Ratgeber geschätzt.

 

Mit welchem Engagement die Masters ihren Sport betreiben, zeigt aber nicht nur ihr Trainingsfleiß: Das im alpinen Skirennsport oft mitentscheidende Material und die Reisen zu den internationalen Wettkämpfen erfordern auch finanziell großen Aufwand, der von den Sportlern größtenteils selber bestritten wird. Trainiert wird überwiegend in selbst oder über den Verein organisierten Trainingsgruppen. Da werden Fahrgemeinschaften gebildet, gemeinsam Trainingsstrecken gebucht und Kurse gesteckt.

 

Mit wieviel Herzblut die Masters ihre Leidenschaft leben, zeigt auch die Zeit, die sie in den Rennsport investieren. Während der Saison stehen an fast jedem Wochenende lange Fahrten zu Wettkämpfen auf dem Programm.

 

Auf internationaler Ebene ist der FIS Masters Cup die bedeutendste Rennserie der Masters. Gestartet wird - gestaffelt in jeweils fünf Jahrgänge umfassende Altersklassen - in den Disziplinen Slalom, Riesenslalom, Super-G und Alpine Kombination. Neben Rennen in den Alpen, den Pyrenäen oder in Skandinavien umfasst die Serie auch Wettbewerbe in Südamerika, den USA und Kanada - wobei die Aktiven die Teilnahme an den außereuropäischen Rennen meist mit dem Urlaub verbinden.

 

Ebenfalls im Rennkalender stehen nationale Titelkämpfe u. Landesmeisterschaften, Highlights sind die regelmäßig stattfindenden Weltmeisterschaften der Masters und die im Fünf-Jahres-Rhythmus ausgetragenen Winter World Masters Games. Die Zahl der deutschen Starter bei den Masters-Rennen variiert je nach Veranstaltungsort. Während bei Rennen in den französischen Alpen oft nur zwei Handvoll die oft mehr als zehnstündige Anreise auf sich nehmen, können bei Rennen in Deutschland schon einmal an die hundert DSV-Masters auf der Startliste stehen. Bei den Weltmeisterschaften der Masters sind meist zwischen 60 und 80 Deutsche im insgesamt bis zu 600 Skirennfahrer umfassenden, internationalen Starterfeld vertreten.

 

Und das mit enormem Erfolg: In den vergangenen Jahren konnten die DSV-Masters von Weltmeisterschaften und den Winter World Masters Games zahlreiche Titel und Medaillen mit nach Hause bringen, im FIS Masters Cup gewannen deutsche Masters-Athletinnen und -Athleten mehrmals die Disziplinen- und Gesamtwertung. Und auch, wenn die Trophäen etwas kleiner sind, als die berühmten Kristallkugeln der Weltcup-Sieger - die Freude der Gewinner ist genauso groß!