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Weltcup-Opening in Klingenthal – einem traditionsreichen Wintersportort

20.11.14 08:00 Uhr
Skisprung
Zum zweiten Mal in der Geschichte des Skispringens dürfen sich die DSV-Adler auf einen Weltcup-Auftakt vor heimischem Publikum freuen. Wenn die deutschen Team-Olympiasieger und ihre Mannschaftskollegen vom 21. bis 23. November in der Vogtland Arena gegen die internationale Konkurrenz antreten, steht ganz Klingenthal Kopf.
Klingenthal Grafik
Darüber zeigt sich auch Severin Freund begeistert: „Es ist für uns natürlich sehr schön, die Saison mit einem Heimwettkampf zu eröffnen. Das ist auch reisetechnisch etwas einfacher. Und es ist auch schön zu wissen, dass man den Winter gleich in einem vollen Stadion beginnt.“

Möglich machen das vorwinterliche Heimspiel die Eisspur der Schwarzbergschanze und das finnische SnowTec-Team. Die Finnen haben schon in Sotschi das Skisprungstadion und die Loipe der Nordischen Kombinierer in Krasnaya Polyana wettkampftauglich gemacht. Und die Hilfe der Schneeexperten ist nötig: Aufgrund der milden Witterung im letzten Winter konnten keine Schneedepots angelegt werden. Und obwohl Frau Holle auch bisher noch keine Betten ausgeschüttelt hat, wächst die weiße Pracht im Schanzenauslauf der Vogtland Arena täglich.

SnowTec ist das einzige Unternehmen, das bei Plusgraden Schneekristalle erzeugen kann. Sie brauchen Wasser und elektrischen Strom. Die Energie wird benötigt, um in ihren Maschinen das Wasser so weit herunter zu kühlen, dass darin Eiskristalle entstehen. Später wird das Wasser von den Kristallen getrennt und Schnee bleibt übrig.

Ohne Schnee kein Weltcup-Opening – ohne freiwillige Helfer aber auch nicht! Neben dem Klingenthaler Publikum genießen auch die 400 Volunteers, die am Weltcupwochenende im Einsatz sein werden, einen sehr guten Ruf. Ob Kampfrichter, Team-Hostessen, Helfer in der Verpflegung und im Pressezentrum, Fahrdienst, Ordner oder Freiwillige Feuerwehr – zusammen garantieren sie mit viel Engagement und Liebe zum Wintersport einen reibungslosen Ablauf des Mega-Events in der Vogtland Arena.

Jochen Hendel – die Stimme der Vogtland Arena
Ein freiwilliger Helfer, der nach 40-jähriger Tätigkeit eher zum Inventar gehört, ist Stadionsprecher Jochen Hendel. Der 73-Jährige verkündet den Fans vom Kampfrichterturm aus die Weite und Punkte eines jeden Athleten.
Hendel wurde 1963 in der DDR Kampfrichter und kam in diesem Amt unter anderem bei den Spartakiaden – den Sommer- und Winterspielen der Völker der Sowjetunion – zum Einsatz. „In den 70er Jahren wurde ich dann immer mehr zum Moderator und bin es bis heute geblieben“, erinnert sich der Klingenthaler.

Hendels schönstes Erlebnis als Stadionsprecher war der einzige jemals in der DDR ausgetragene Skisprungweltcup auf der Großen Aschbergschanze im Jahr 1986. „Das war natürlich ein Höhepunkt! 14 Tage vorher habe ich erfahren, dass die Weiten auch in Englisch und Französisch angesagt werden müssen. Also habe ich zwei Wochen lang Zahlen in beiden Sprachen gelernt. Die Atmosphäre damals vor 30.000 Zuschauern – das war etwas ganz Besonderes.“

Ganz besonders ist auch, dass Hendel sich auf Schülercup-Wettbewerbe genauso akribisch vorbereitet, wie auf Weltcupeinsätze. Dabei fällt ihm die Recherche zu den Athleten der ersten Wettkampfliga natürlich leichter – das Internet gibt’s her. Zu den Teenagern in den Nachwuchswettbewerben Informationen zu bekommen, fällt hingegen manchmal schwer. „Aber wenn man beim Schülercup der 13-Jährigen zu jedem Starter auch in paar Worte erzählen kann, ist das gerade für die jungen Sportler eine tolle Sache“, erklärt Hendel seinen Aufwand, den er gerne betreibt. Chapeau!

Von der Aschbergschanze zur Vogtland Arena
Der Skisport hat im Vogtland eine lange Tradition. Im Jahr 1886 ließ sich der Klingenthaler Lehrer Erwin Beck vom Stellmachermeister Karl Hirche nach norwegischem Vorbild ein Paar Skier bauen. Neun Jahre später nutzte der Briefträger von Schöneck erstmals Skier, um die Postzustellung für die Dörfer Schilbach und Eschenbach im Winter zu gewährleisten. Die Fortbewegungsart und der Sport auf zwei Brettern begeisterte immer mehr Vogtländer und 1908 gründeten die Klingenthaler ihren ersten Wintersportverein, den SC Dynamo Klingenthal.

50 Jahre nach Gründung des Skiclubs wurde die Aschbergschanze als Heim- und Trainingsstätte erbaut. Die Einweihung der Anlage, deren kritischer Punkt dazumal bei 82,5 Metern lag und später auf 102 Meter erweitert wurde, fand am 1. Februar 1959 vor 45.000 Zuschauern statt. Den Weihesprung nahm der einheimische Schuhmachermeister Harry Glaß, der 1956 in Cortina d‘ Ampezzo olympisches Bronze im Skispringen und damit die erste Olympiamedaille in dieser Disziplin für Deutschland gewonnen hatte, vor. Bei starkem Schneefall kein leichtes Unterfangen: Glaß landete schon bei 55 Metern und stürzte aufgrund der Schneemasse. Den ersten Wettkampf auf der „Asch“ gewann kurz darauf mit Helmut Recknagel ebenfalls ein Vogtländer. Den Wettbewerb verfolgten 70.000 Zuschauer vor Ort.

Die Große Aschbergschanze war in der DDR Trainings- und Wettkampfzentrum, auf der unter anderem die DDR-Meisterschaften und 1986 einmalig ein Skisprung-Weltcup ausgetragen wurden. Wegen Baufälligkeit vor allem des Anlaufturmes wurde die Asch 1990 abgerissen.

Nach der Wiedervereinigung gingen aus dem SC Dynamo Klingenthal 1997 der Vogtländische Skiclub (VSC) Klingenthal und ein Bundesstützpunkt für den Skisport zusammen mit Oberwiesenthal hervor. Dennoch dauerte es weitere sechs Jahre, bis mit dem Bau einer neuen Großschanze, diesmal am Schwarzberg begonnen wurde. Die Schanzenanlage mitsamt der Vogtland Arena wurde am 27. August 2006 offiziell eingeweiht und gilt als architektonisches Meisterstück.

Die Weltcuppremiere auf der Schwarzbergschanze folgte 2007. Seit 2009 ist Klingenthal neben Oberstdorf und Willingen jährlich Station der Fis-Team-Tour. Zwischen 2006 und 2013 wurden mehr als 30 nationale und internationale Wettkämpfe im Skispringen und in der Nordischen Kombination vor mehr als 250.000 Besuchern in der Vogtland Arena ausgetragen.

Seit 2013 findet in Klingenthal das Weltcup-Opening der Skispringer statt. Die lange Tradition des nordischen Wintersports im Vogtland, das sportbegeisterte Publikum und die neue Schanze mit Eisspur waren ausschlaggebend für den Zuschlag der FIS, die den Saisonstart aus dem skandinavischen Norden nach Mitteleuropa verlegen wollte.

Klingenthaler Überflieger
1956: Harry Glaß, Schuhmachermeister aus Klingenthal, holt bei den Olympischen Spielen in Cortina d‘ Ampezzo mit Bronze die erste deutsche Olympiamedaille im Skispringen.

1972: In Planica wird der Klingenthaler Heinz Wosipiwo Vizeweltmeister im Skifliegen.
1973: Wosipiwo springt in Oberstdorf mit 169 Metern Weltrekord.
1974: Wosipiwo wird in Falun Vize-Weltmeister auf der Großschanze.

1976: Henry Glaß holt bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck Bronze auf der Großschanze.
1977: Henry Glaß gewinnt Bronze bei der Skiflug-WM in Vikersund.
1978: Bei der Weltmeisterschaft in Lahti holen die Klingenthaler Matthias Buse und Henry Glaß Gold und Silber von der Normalschanze.

1980: Manfred Deckert, heutiger Präsident des VSC Klingenthal, springt bei den Olympischen Spielen in Lake Placid auf den Silber-Rang
1982: Deckert gewinnt als erster Klingenthaler die Vierschanzentournee.

1983: Klaus Ostwald wird Weltmeister im Skifliegen in Harrachov.
2014-11-20
Stand: 28.03.2024
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Lena Schwarz
Leistungssport GmbH
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